Nach einem Modell der AOK müssten sich schon bald viele Ärzte in Deutschland einer Art TÜV durch die Versicherungsnehmer unterziehen. Das Modell sieht vor, dass Versicherte im Internet über 185 000 niedergelassene Mediziner bewerten können. Die AOK rechnet bei diesem Modell mit Bewertungen von ihren 24 Millionen Versicherungsnehmern. Dabei werden die Versicherungsnehmer die Leistungen und den Service der einzelnen Mediziner bewerten können. Das Ziel ist eine Verbesserung der Behandlungsqualität zu erreichen. Im kommenden Jahr wird dann das Modell mit Hilfe des Internetportals „AOK Arzt Navigator“ umgesetzt und realisiert.
Doch Datenschützer sowie Standesvertretungen stehen diesem Modell kritisch gegenüber. Die Gefahr des Missbrauchs ist viel zu groß. Da Patienten keine medizinischen Kenntnisse haben, geben sie eher ein subjektives Urteil ab. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung befürchtet, dass bei diesen Bewertungen einzelne Mediziner an den Pranger gestellt werden. Ein solches Portal muss objektive und qualitative Bewertungen zulassen. Die AOK sollte vermeiden, dass einzelne Mediziner unter Hetzkampagnen und negativen Äußerungen leiden. Bundesdatenschutzbeauftragte sehen die Gefahr des Missbrauchs vor allem bei anonymen Bewertungen. Man könnte dieses Portal auch verwenden, um den Ruf der eigenen Konkurrenten zu ruinieren und das soll nicht der Sinn eines Ärzte TÜVs sein.
Andere Krankenkassen sehen das Modell jedoch als Vorbild und schließen nicht aus, diesem Beispiel selbst zu folgen. Sowohl die Barmer als auch die Techniker Krankenkasse zeigten ein deutliches Interesse an diesem Modell. Barmer findet jedoch, dass eine Beurteilung nicht pauschal erfolgen sollte, sondern nach bestimmten relevanten Kriterien, so dass Patienten nicht einfach nur ihren Frust in Kommentaren rauslassen. Die Techniker Krankenkasse nutzt Patientenbefragungen bereits für den eigenen Klinikführer. Es heißt, dass Modell der AOK sei ein sinnvolles Mittel die eigenen Versicherungsnehmer in den Qualitätssicherungsprozess mit einzubeziehen. Damit die Maßnahme der AOK nur als positiv empfunden wird, muss die AOK ein neutrales Beurteilungssystem entwickeln, mit welchem sowohl Patienten als auch Mediziner von dem Ärzte–TÜV profitieren könnten.
